Motiviert, leistungsbereit, abgehängt

Die Aktion Mensch hat das »Inklusionsbarometer Arbeit« zur Lage behinderter Menschen auf dem Arbeitsmarkt vorgestellt.

Sozial abgesichert sein, eine Aufgabe haben, den Alltag mit anderen teilen – die meisten Menschen wollen das. Nicht nur Psychologen und Sozialwissenschaftler wissen, dass Arbeit wichtig ist für das Wohlbefinden vieler Menschen – Arbeitslosigkeit erhöht die Wahrscheinlichkeit, depressiv zu werden. Denn ohne Job fehlen gesellschaftliche Anerkennung, Tagesstruktur und soziale Kontakte. Viele Menschen definieren sich über ihre Arbeitsstelle – und nicht umsonst bekommen manche Jobsuchende bei der scheinbar unverfänglichen Small-Talk-Frage »Und, was machst du so beruflich?« Beklemmungen. Weiterlesen

Jungle World # 50, 12. Dezember 2013

„Selbstbestimmt dabei. Immer. Inklusion in Alltag und Arbeitsleben“. Dokumentation eines Fachtages der Antidiskriminierungsstelle des Bundes

Für die Antidiskriminierungsstelle des Bundes erstellte ich im Juni 2013 eine Dokumentation ihres Fachtages „Selbstbestimmt dabei. Immer. Inklusion in Alltag und Arbeitsleben“.

„Inklusion bedeutet mehr als Teilhabe – sie bedeutet, selbstverständlicher Teil der Gesellschaft zu sein.“ So beschreibt der wissenschaftliche Koordinator des Themenjahrs für behinderte und chronisch kranke Menschen Ernst von Kardorff sein Verständnis von Inklusion. Doch eine solch selbstverständliche Inklusion in Alltag und Arbeitsleben liegt für viele Menschen mit Behinderungen immer noch in weiter Ferne – trotz der UN-Behindertenrechtskonvention, die 2009 auch in Deutschland in Kraft getreten ist.

Wie groß der Handlungsbedarf ist, zeigen die Vielzahl und Bandbreite der Beratungsanfragen, die an die Antidiskriminierungsstelle des Bundes gestellt werden: Rund 25 Prozent aller bisherigen Anfragen drehen sich um das Thema Behinderung und chronische Krankheit. Dabei ist die Ungleichbehandlung in den Bereichen Arbeitsmarkt und Dienstleistungen besonders groß und sind chronisch kranke Menschen durch Rechtsunsicherheiten besonders betroffen. Darauf verweisen die drei Expertisen, die die Antidiskriminierungsstelle für das Themenjahr 2013 in Auftrag gegeben hat und die auf dem Fachtag vorgestellt wurden. Drei Fälle aus der Beratungspraxis bestätigen die Erkenntnisse eindrucksvoll. Im Gespräch mit Moderator Carsten Rüger erzählten von Diskriminierung Betroffene und Berater_innen
davon, wie vielfältig und teilweise systematisch behinderte und chronisch kranke Menschen in Deutschland ausgegrenzt werden. Weiterlesen

Mittendrin statt nur dabei

Behinderte Menschen haben freie Schulwahl. Sie können wohnen und arbeiten und ihre Freizeit gestalten, wo und wie sie wollen. Denn Inklusion ist ein Menschenrecht. Die Wirklichkeit sieht freilich anders aus.

Alltag in einer normalen Grundschulklasse, irgendwo in Deutschland. Die Schüler hören ihrer Lehrerin zu, einige aufmerksam, ein paar kippeln mit dem Stuhl oder malen etwas gelangweilt in ihrem Heft herum. Neben der Lehrerin sitzt eine Gebärdensprachdolmetscherin, gegenüber einem gehörlosen
Kind in der ersten Reihe. Sie übersetzt den Lehrstoff. In der Pause sprechen die Mitschüler das Kind in Gebärdensprache an: „Kommst du mit aufs Klettergerüst?“ Nach einem solchen „normalen“ Grundschulalltag muss man in Deutschland lange suchen, immer noch. Das ist verwunderlich, denn eigentlich wollen ja alle, dass sie kommt, die Inklusion: Eine Gesellschaft, in der alle willkommen sind – egal ob zum Beispiel behindert oder nichtbehindert, ob Migrant oder Muttersprachler, egal welches Geschlecht, welche Religion oder sexuelle Orientierung jemand hat. Die Vielfalt der Menschen wird anerkannt und wertgeschätzt. Weiterlesen

Diakonie-Magazin #2/2013, S. 14ff & S. 9.

Endlich Mainstream!

Menschen mit Behinderung werden im öffentlichen Leben oft schlicht vergessen. Der Berliner Senat versucht seit einigen Jahren, sie in seiner Verwaltung stärker einzubinden. „Disability Mainstreaming“ lautet das Zauberwort.

Beim neu eingebauten Fahrstuhl fehlt die Sprachansage der Stockwerke, tastbare Hinweise für Sehbehinderte wurden auch vergessen. Die neue Ausstellung hat zwar Texttafeln in englischer Sprache, aber an Leichte Sprache für Menschen mit Lernschwierigkeiten hat keiner gedacht. Menschen mit Behinderung kennen solche Situationen zur Genüge. Als Experten in eigener Sache werden sie bei der Planung nur selten gefragt. Ungeachtet dessen, dass eine spätere Nachbesserung wieder neue Kosten entstehen lässt.

Dabei ist das Wort Inklusion in aller Munde. Die 2009 auch in Deutschland in Kraft getretene Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen fordert ausdrücklich „eine Umgestaltung aller Lebensbereiche, so, dass behinderte Menschen von vornherein teilhaben können“. Damit sie nicht wie so oft erst „nachträglich“ integriert werden, ist ihre Beteiligung von Anfang an gefordert.

Weiterlesen: MENSCHEN_2.12_ Mainstreaming

Menschen – Magazin der Aktion Mensch, #2/2012

Der Tag an dem mein Rollstuhl fortging

Es war stürmisch. Der Herbst wollte sich nicht länger verstecken. Höhnisch rann der Regen in senkrechten Strömen die Scheiben des ICEs herunter. Meine Laune war dementsprechend finster. Gerade hatte ich einen von diesen miesen Filterkaffees erstanden, mit denen die Bahn ihre Kunden für knapp drei Euro zu demütigen pflegt. Schräg gegenüber war so eine Businesstante schlafend mit dem Kopf auf die Zugtischplatte gesunken. Ich stellte mir die Melange ihres zerlaufenen Make-Ups auf der Laptoptastatur vor. Weiterlesen

Mondkalb – Zeitung des Organisierten Gebrechens, #1 2011

Lachen über das Andere. Claudia Gottwald unterzieht den Behindertenwitz einer historischen Analyse

Im Satiremagazin Titanic wird Rattelschnecks arm- und beinloser Comic-Held „Rümpfchen“ im Lampengeschäft vergessen und als besonders verrückte neue Designerkreation bewundert. In der nächsten Folge werden wir ZeugInnen von Rümpfchens erfolglosen Schwimmversuchen im Hallenbad. Darüber lachen gemeinhin nur die ganz hartgesottenen Fans des schwarzen Humors – oder behinderte … . Auch die LeserInnen dieser Zeitung werden zuweilen vielleicht ordentlich geschluckt haben ob der „bösen“ Selbstironisierung unserer Behinderungen. Warum eigentlich? Warum ist es immer noch „tabu“ über Behinderung zu lachen – und zu welchen Zeiten hatte man damit kein Problem? Weiterlesen

Mondkalb – Zeitung für das Organisierte Gebrechen, #1 2011

Mal sehen wohin die Reise geht

„Einen Moment bitte, ich brauche absolute Ruhe“ sagt Reinhard Fißler. Er singt eine kurze Tonfolge ins Mikrofon, dann spricht er etwas hinein. Reinhard Fißler komponiert. Der ehemalige Sänger der Band Stern Combo Meißen arbeitet an einem neuen Song. Morgen will er eine erste Version im Studio aufnehmen, in Meißen, zusammen mit alten Musikerkollegen. „Da werd ich wohl noch bis Mitternacht dran arbeiten, ich muss mir meine Kräfte ein bisschen einteilen“, sagt Fißler. Weiterlesen

Mondkalb – Zeitung für das Organisierte Gebrechen, #1 2011

Eine Karte für alles, was Räder hat

Ausgehen, Städte besichtigen, Freunde in Cafés treffen – RollstuhlfahrerInnen müssen das gut vorplanen. Sich zu vergewissern, ob Orte zugänglich sind, ist oft nervenaufreibend und schwierig. Die „Sozialhelden“, eine Berliner Gruppe sozial engagierter junger Menschen, hat für dieses Problem eine einfache Lösung gefunden. Vorausgesetzt, man verfügt über einen Online- Zugang oder noch besser ein Iphone von Apple. Denn die Webseite http://www.wheelmap.org soll eigentlich eine mobile Orientierungshilfe sein: Auf Online- Stadtplänen zeigt Wheelmap Infos über die Rollstuhlzugänglichkeit von Orten, die von den Nutzer- Innen selbst aktualisiert werden können. Einer der Köpfe hinter Wheelmap ist Raúl Krauthausen, Mitgründer des Vereins „Sozialhelden“. Als Rollstuhlfahrer steht er selbst täglich vor dem Problem, in Gebäude, Busse oder Bahnen nicht hineinzukommen. Weiterlesen
Mondkalb – Zeitung des Organisierten Gebrechens, #1 2011

Frauen mit Lernschwierigkeiten stärken

Zur Lebenssituation von Frauen in Werkstätten und Wohnheimen der Behindertenhilfe und zum inklusiven Projekt „Frauenbeauftragte in Einrichtungen“

Frauen mit Lernschwierigkeiten sind stärker benachteiligt als Männer mit Lernschwierigkeiten. Zum Beispiel bestätigen Studien, dass Frauen mit Lernschwierigkeiten überdurchschnittlich häufig Opfer von sexualisierter Gewalt werden. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen für Frauen in Einrichtungen der Behindertenhilfe können diese Benachteiligungen verstärken. Ein Pilotprojekt der Vereine Weibernetz e.V. und Mensch zuerst e.V., gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, hat in den vergangenen zwei Jahren Frauen mit Lernschwierigkeiten aus bundesweit 16 Einrichtungen zu Frauenbeauftragten ausgebildet. In ihren Werkstätten und Wohnheimen sollen sie Ansprechpartnerin für Frauen sein, sie stärken und ihre Rechte vertreten. Das inklusive Projekt, bei der die engagierte Mitarbeit von Frauen mit Lernschwierigkeiten eine große Rolle spielt, will so aktive Gewaltprävention und Schutz vor Benachteiligung fördern. Der Beitrag untersucht die gesellschaftlichen und sozialisationsbedingten Gründe für die Benachteiligung von Frauen mit Lernschwierigkeiten, erläutert die vergangene Projektarbeit sowie die Implementierung von Frauenbeauftragten in Einrichtungen. Weiterlesen

Zeitschrift für Inklusion, Inklusion-Online.net, #1/2011