Dreiundvierzig und kein bisschen größer!
Mannoman, jetzt bin ich dreiundvierzig und immer noch klein wie drei. Irgendwas ist schiefgelaufen. Hab mich wohl nicht richtig angestrengt. Oder nicht genug gegessen. Das vermutete zumindest ein alter Mann einmal. Das war zu Besuch in Polen, auf dem Land, und der Mann sprach ein bisschen deutsch. Gerade so viel, um mir ein paar Tipps für’s Wachsen mit auf den Weg zu geben: Mehr fette Wurst essen! Und viel Spinat! Die Neuköllner Jungs hier auf den Kinderfahrrädern meinten das allerdings ernst. „Wie alt bist Du? Dreiundvierzig? Und dann immer noch so klein?“ fragten sie fassungslos und ein bisschen vorwurfsvoll, als sie mich an der Treptower Straße beim Aussteigen aus dem Auto erwischten. Weiterlesen
Mondkalb – Zeitschrift für das Organisierte Gebrechen – Blog. 11. 4. 2018
Inklusion für alle statt neoliberalem Leistungsdenken – Redebeitrag auf der „Behindert & verrückt feiern Pride Parade Berlin“, 2017
Liebes Bündnis der Pride-Parade, liebe Zuhörer*innen, liebe Freaks, liebe Krüppel und Normalgestörte,
wir sollen uns integrieren – das wurde uns bis vor etwa zehn Jahren gesagt, und das wird auch heute noch Migrant*innen und Geflüchteten gesagt: Anpassen an die Gesellschaft, ihren Erwartungen gerecht werden, das war und ist mit dem Wort Integration gemeint. Integration hat jedoch eine kleine Schwester bekommen – die Inklusion. Inklusion sei ganz anders als Integration, sagen viele. Da müssten sich nicht die Einzelnen ändern und sich anpassen, sondern umkehrt – die inklusive Gesellschaft passt sich an die Einzelnen an. Die Gesellschaft baut sich so um, dass alle mitmachen können, egal welche Behinderung, welches Geschlecht, welche Herkunft eine Person hat und egal, wen sie liebt. Von diesem Umbau der Gesellschaft haben die meisten von uns wahrscheinlich bisher wenig gemerkt. Noch immer feiern Rassismus und Sexismus eine Party in den Köpfen vieler Menschen. Noch immer gibt es Zwangsbehandlungen, Isolationshaft, entwürdigende Praktiken in Heimen und Psychiatrien. Noch immer arbeitet die überwältigende Mehrheit aller Menschen mit Lernschwierigkeiten für ein Taschengeld in aussondernden Werkstätten. Noch immer müssen Menschen, die viel Assistenz brauchen, darum kämpfen, nicht in Heime abgeschoben zu werden – und das wird nun noch leichter möglich sein, seitdem es das Bundesteilhabegesetz gibt. Weiterlesen
Rede auf der 4. „Behindert und verrückt feiern Pride Parade Berlin“, 15.7.2017
Günstig barrierefrei wohnen in der Großstadt?
Bezahlbar, zentral und barrierefrei wohnen in der Großstadt? Ein frommer Wunsch! Der städtische Wohnungsmarkt sorgt immer mehr dafür, dass Mieter aussortiert und umverteilt werden. Dabei wäre eine andere Wohnungspolitik möglich. Österreichs Hauptstadt macht es vor. Weiterlesen
Menschen – inklusiv leben, #1 2017
Sprache und Behinderung historisch und aktuell – Radio Corax
Am 27. Januar 2017, dem Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus, gedachte der Bundestag den Opfern der NS-„Euthanasie“. Schon das Wort NS-„Euthanasie“ zeigt: Wir setzen Anführungszeichen – aber wir nutzen die Sprache der Täter_innen. Wir sprachen mit der Wissentschaftlerin und Aktivistin der Behindertenbewegung Rebecca Maskos über die Herausforderung, historische Sprache über Behinderung nicht zu reproduzieren und Begrifflichkeiten zu hinterfragen. Letzteres betrifft nicht nur historische Sprache, auch heute ist das Sprechen über behinderte Menschen geprägt von falschen Zuschreibungen. Was gilt es zu hinterfragen und zu ändern? Zu Beginn gibt Rebecca Maskos eine persönliche Einschätzung der Gedenkveranstaltung im Bundestag am 27.Januar 2017. Nachhören
Interview Radio Corax, 3.2.2017
Anonyme „Euthanasie“-Opfer
Rund 300.000 Menschen mit Behinderungen oder psychiatrischen Diagnosen wurden zwischen 1939 und 1945 von den Nazis ermordet. Die Namen der Opfer durften aus datenschutzrechtlichen Bedenken bisher nicht genannt werden. Das ändert sich nun. Weiterlesen
„Menschen – das Magazin“, #4 2016
„Meine Großtante war ein Tabuthema“
Es gab da diese Großtante, die soll „psychisch krank“ gewesen sein. Lange Zeit kannte die 64-jährige Kunsttherapeutin Barbara Stellbrink-Kesy nur dieses Gerücht. Dass ihre Großtante Irmgard Heiss 1944 Opfer der NS-Euthanasie geworden war, erfuhr sie erst Ende der Neunziger Jahre. Ein Tabuthema, über das in der Detmolder Familie kaum gesprochen wurde. Irmgard galt den NS-Ärzten als „asozial“. Weiterlesen
„Menschen – das Magazin“, Online Ausgabe, #4 2016