Wir klagen an

1981, vor 30 Jahren, hatte die UNO das „Internationale Jahr der Behinderten“ ausgerufen. In Deutschland wurde es unter das Motto „Einander verstehen – miteinander leben“ gestellt. Ein Hohn in den Augen vieler Menschen mit Behinderung, die in mehrfacher Hinsicht aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen waren. Es begann ein Jahr des Protests, das mit einer wegweisenden Veranstaltung, dem „Krüppeltribunal“, endete.

13. Dezember 1981 in Dortmund. Im evangelischen Schalomgemeindehaus sitzen rund 400 Menschen dicht gedrängt vor einer Bühne, unter ihnen viele Rollstuhlfahrer, an einigen Stühlen lehnen Krücken. Es ist laut. Immer wieder stehen Menschen auf, es gibt Zwischenrufe. „Ja genau, so ist es! Aber bei uns im Heim ist es noch viel schlimmer!“ Empörung liegt in der Luft. Auf dem Podium sitzen Frauen und Männer mit und ohne Behinderung an einem Tisch, hinter ihnen Transparente. „Rehabilitation spart Rente und Sozialhilfe“ steht auf dem einen, „Endstation Werkstatt“ auf einem anderen. Darüber hängt ein großes Plakat: Krüppeltribunal 1981. MENSCHEN_1.12_Krueppeltribunal

Menschen, #1/2012

Mal sehen wohin die Reise geht

„Einen Moment bitte, ich brauche absolute Ruhe“ sagt Reinhard Fißler. Er singt eine kurze Tonfolge ins Mikrofon, dann spricht er etwas hinein. Reinhard Fißler komponiert. Der ehemalige Sänger der Band Stern Combo Meißen arbeitet an einem neuen Song. Morgen will er eine erste Version im Studio aufnehmen, in Meißen, zusammen mit alten Musikerkollegen. „Da werd ich wohl noch bis Mitternacht dran arbeiten, ich muss mir meine Kräfte ein bisschen einteilen“, sagt Fißler. Weiterlesen

Mondkalb – Zeitung für das Organisierte Gebrechen, #1 2011

Frauen mit Lernschwierigkeiten stärken

Zur Lebenssituation von Frauen in Werkstätten und Wohnheimen der Behindertenhilfe und zum inklusiven Projekt „Frauenbeauftragte in Einrichtungen“

Frauen mit Lernschwierigkeiten sind stärker benachteiligt als Männer mit Lernschwierigkeiten. Zum Beispiel bestätigen Studien, dass Frauen mit Lernschwierigkeiten überdurchschnittlich häufig Opfer von sexualisierter Gewalt werden. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen für Frauen in Einrichtungen der Behindertenhilfe können diese Benachteiligungen verstärken. Ein Pilotprojekt der Vereine Weibernetz e.V. und Mensch zuerst e.V., gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, hat in den vergangenen zwei Jahren Frauen mit Lernschwierigkeiten aus bundesweit 16 Einrichtungen zu Frauenbeauftragten ausgebildet. In ihren Werkstätten und Wohnheimen sollen sie Ansprechpartnerin für Frauen sein, sie stärken und ihre Rechte vertreten. Das inklusive Projekt, bei der die engagierte Mitarbeit von Frauen mit Lernschwierigkeiten eine große Rolle spielt, will so aktive Gewaltprävention und Schutz vor Benachteiligung fördern. Der Beitrag untersucht die gesellschaftlichen und sozialisationsbedingten Gründe für die Benachteiligung von Frauen mit Lernschwierigkeiten, erläutert die vergangene Projektarbeit sowie die Implementierung von Frauenbeauftragten in Einrichtungen. Weiterlesen

Zeitschrift für Inklusion, Inklusion-Online.net, #1/2011