Interview: „Wie ableistisch sind wir eigentlich?“

43 Stufen zur S-Bahn-Station, Informationstexte in kleiner Schrift, zu enge Wege … Wenn wir genau hinschauen, gibt es für Menschen mit Behinderung jede Menge Barrieren – nicht nur in unserer Umwelt, sondern auch in unseren Köpfen. Mareice Kaiser und Rebecca Maskos, die Autorinnen des Buches „Bist du behindert, oder was?“, haben uns verraten, was wir selbst für eine inklusivere Gesellschaft tun können und warum ableismussensible Sprache wichtig ist. Weiterlesen

Brigitte.de, 2.1.2024

IGEL-Podcast: ‚Bist Du behindert oder was?‘ Wie Inklusion bereits von Kind an besser vermittelt werden kann.

Den Satz „Bist du behindert oder Was?“ hört man oft in Gesprächen unter Jugendlichen. Was macht dieser Satz mit Menschen mit Behinderung? Wie können wir das Thema Behinderung greifbarer für Kinder machen? Was brauchen Eltern, um gegenüber ihren Kindern befreiter mit dem Thema Behinderung umzugehen? Das Buch „Bist du Behindert oder was?“ von Rebecca Maskos und Mareice Kaiser beschäftigt sich genau mit diesem Thema. Viele Betroffen sind hier in Interviews zu Wort gekommen. In dieser Ausgabe sprechen wir mit Rebecca Maskos über ihr Buch, und wie Inklusion doch vielleicht einfacher gelingen könnte.

Mit Sascha Lang. Anhören

„Bist Du behindert, oder was? Kinder inklusiv und ableismussensibel begleiten“. Buch mit Mareice Kaiser

Inklusion ist ein Menschenrecht – und doch sind wir in der Umsetzung noch weit davon entfernt. Behindert wird als Schimpfwort genutzt, Ableismus ist strukturell und prägt uns alle. In diesem Buch gehen die Autorinnen Rebecca Maskos und Mareice Kaiser der Frage nach, wie Inklusion von klein auf gelingen kann – wie wir Kinder inklusiv stärken und ableismussensibel begleiten können. Sie geben wichtige Impulse zu Inklusion und Ableismus und zeigen neue Wege für eine gerechtere Bildung und Gesellschaft auf. Ganz im Sinn des Leitspruchs der Behindertenbewegung »Nichts über uns, ohne uns« gestalten sie dieses Buch mit weiteren Expert*innenstimmen und vielen Erfahrungsberichten, die Eltern, Pädagog*innen und Begleitpersonen bei ihrem Weg unterstützen.

Das Buch bietet Hintergründe, Erfahrungswissen sowie Texte in Einfacher Sprache, einen Glossar mit Begriffserklärungen und viele Tipps für die Praxis. Die pointierten, humorvollen Illustrationen von Slinga und Max Hillerzeder brechen mit gängigen Vorstellungen von »normalen« Körpern, zeigen Differenzen ohne dabei zwischen behinderten und nichtbehinderten Körpern zu unterscheiden.

Familiar Faces Verlag, 1. November 2023 Mehr Infos & Bestellung

Ableismus und Behindertenfeindlichkeit. Diskriminierung und Abwertung behinderter Menschen

Behinderte Menschen werden vielfach diskriminiert. Ihr Zugang zu Institutionen und zur baulichen Umwelt ist erschwert, Alltagsbegegnungen offenbaren stereotype und abwertende Bilder. Neben Behindertenfeindlichkeit hat sich dafür ein weiterer Begriff etabliert: Ableismus. Weiterlesen

Bundeszentrale für politische Bildung, Dossier „Behinderungen“

#AbleismTellsMe: Behinderte Menschen teilen Diskriminierungserfahrungen

Es passiert alltäglich und überall. In der Familie, unter Freund*innen, im Job, auf der Party und im Club. Normative und stereotype Bilder von Behinderung und Nichtbehinderung werden uns um die Ohren gehauen. Wir werden mal für inkompetent, bedauernswert, leidend und hilflos, mal für bewundernswert und übermenschlich gehalten. Auf Twitter tauschen sich derzeit behinderte Menschen über ihre Erfahrungen mit Diskriminierung unter dem Hashtag #AbleismTellsMe aus. Weiterlesen

Edition F, 6. September 2020

Ein Stück Freiheit

Eine Willkommenskultur für Abhängigkeit von anderen ließe die Rufe nach aktiver Sterbehilfe leiser werden.

Wenn wir schon alle sterben müssen, dann bitte in Würde. So könnte man den Konsens der Deutschen zum Thema Tod und Sterben zusammenfassen. Was aber genau diese Würde sein soll bleibt nebulös. Manche wollen „nicht an Apparaten hängen“, nicht „vor sich hin vegetieren“, möglicherweise noch „an Schläuchen“. Anderen reicht es auch schon „tagtäglich auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein“, damit es für sie vorbei ist mit dem Leben in Würde. Oder sie finden es würdelos, „nicht mehr alleine Einkaufen gehen zu können“ oder sich gar von anderen Menschen „den Hintern abwischen zu lassen“. So oder ähnlich liest und hört man es alltäglich in den Online-Kommentaren und Talkshows der Republik. Mich lässt diese Vorstellung von Würde immer mit einem Kopfschütteln zurück. Als Rollstuhlfahrerin bin ich immer wieder „auf die Hilfe anderer angewiesen“ und fühle mich deshalb alles andere als entwürdigt. Für andere ein Symbol des Scheiterns, in dem man „landen“ könnte, bedeutet mein Rollstuhl für mich ein Stück Freiheit. Durch ihn komme ich überall hin – fast überall, so lange es Fahrstühle und Rampen gibt. Weiterlesen

Kommentar in der taz, 19.11.2015

Auf Abwegen. Der Shitstorm um Monika Lierhaus

Der Fall Monica Lierhaus zeigt, dass der Weg von der Akzeptanz individuellen Leidens an Behinderungen zu Euthanasiephantasien nur kurz ist.

Monica Lierhaus, wer war das noch gleich? Na, diese Sportmoderatorin, die bei der WM 2006 und bei der EM 2008 der deutschen Nationalelf das Mikro unter die Nase hielt. Die dann 2009 eine Hirnoperation hatte, bei der lebensgefährliche Komplikationen auftraten, weswegen sie vier Monate lang ins künstliche Koma versetzt wurde. Momentan steht die ehemalige »Sport­schau«-Moderatorin mal wieder im Zentrum medialer Aufmerksamkeit. Weiterlesen

Kommentar in der Jungle World # 31, 2015

Ableism und das Ideal des autonomen Fähig-Seins in der kapitalistischen Gesellschaft

Abstract: Ableism bezeichnet eine Form der Beurteilung Einzelner hinsichtlich ihrer körperlichen, geistigen und psychischen Fähigkeiten und Funktionen: Personen werden damit auf ihren Körper reduziert und zu Stellvertreter*innen einer vermeintlichen Gruppenidentität. So ist Ableism die treffendere Bezeichnung für etwas, das sonst oft vereinfacht Behindertenfeindlichkeit genannt wird. Das Konzept öffnet den Blick auf die Kontingenz von Körperbewertungen: Was in dem einen Gesellschaftskontext durch Hilfsmittel oder kulturelle Akzeptanz ausgeglichen und ‚normalisiert’ werden kann, bleibt in anderen als Behinderung bestehen. So ist Ableism auch ökonomisch situiert – die Fähigkeiten von Personen und ihre Einbettung in vorhandene Ressourcen entscheiden über die Anerkennung als Subjekt. Umgekehrt erscheint der Verlust der Verwertbarkeit als existentielle Bedrohung für die sich als „fähig“ und autonom verstehende Subjekte. Deren Kampf gegen diese Bedrohung führt zu Abgrenzungsprozessen gegenüber den als behindert Markierten und mündet wiederum in ableistische Diskurse. Der Beitrag diskutiert die Bedeutung dieser Diskurse für die Etablierung von kollektiven sozialen Identitäten und der sozialen Positionierung von Subjekten in den kulturellen und ökonomischen Verhältnissen in der Gegenwartsgesellschaft.

  1. Ein ganz normaler Vortragsabend

Bei der Vortragsveranstaltung im Kulturzentrum war ich die Erste. Klar, ich hatte hier ja vorher auch noch ein bisschen was zu tun. Der Hausmeister war schon da, und er war sehr nett. Er machte mir die Türen zum rollstuhlgerechten Zugang auf, zeigte mir den Fahrstuhl. Nachdem er die Mikrophone aufgestellt und sich noch einmal vergewissert hatte, dass alle Stühle am richtigen Platz stehen, ging er wieder in sein Büro. Vorher sagte er noch zu mir: „Die Referentin kommt dann gleich“. Ein Irrtum – die Referentin war schon da. Denn das war ja ich. Weiterlesen

Zeitschrift für Inklusion – Online, #2, 2015

„Ich bin ein bisschen schamlos“

Christian Bayerlein bezeichnet sich als »Sex-Nerd« und schreibt auf seinem Blog kissability.de über Sex. Im Zeitalter des Web 2.0 eigentlich nicht weiter ungewöhnlich, wären da nicht Rollstuhl, krummer Körper und hochgradiger Assistenzbedarf. Behinderte Menschen sind asexuelle Neu­tren – das ist das gesellschaftliche Bild, mit dem Bayerlein bricht. Offenbar war das zu viel der Inklusion für die Koblenzer CDU, die vergangene Woche seine Wiederwahl als städtischer Behindertenbeauftragter im Stadtrat verhinderte. Fünf Jahre lang hatte er diesen ehrenamtlichen Posten inne und bislang keinen Gegenkandidaten. Auf Wunsch der CDU wurde die Wahl jedoch vertagt und das Auswahlverfahren wird nun neu aufgerollt. Bislang haben weder die Stadt Koblenz noch die Koblenzer CDU-Fraktion zu den Vorgängen Stellung genommen.

Interview in Jungle World #51, 18. Dez 2014 Weiterlesen

Schwerbehindert forever

03/2014. Jahrelang hatten mich dieser Monat und diese Jahreszahl begleitet. Sie stand direkt über meinem Passfoto. Darauf ich: Spitzes Kinn, schüchternes Lächeln, siebzehn, Dauerwelle. Darunter meine krakelige Teenager-Unterschrift. Damals, Anfang der 90er, als ich den Ausweis bekam, da hatte dieses Jahr – 2014 – einen irrealen Klang. 2014, das war abstrakte Zukunft. Das würde eine Zeit sein, in der vielleicht Autos fliegen können, alle Tiere ausgestorben sein und die Menschen Astronautennahrung essen würden. März 2014. Das würde die Zeitspanne sein, in der mein Schwerbehindertenausweis abläuft. Drehte ich den Ausweis um, blickte ich auf alle Insignien des Schwerbehindertenadels.

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Mondkalb – Zeitung für das Organisierte Gebrechen, 2014