Hört auf, mich anzuatmen!

Was glotzen die alle so, denke ich. Ob die Leute jetzt wie sonst auch wegen meines Rollstuhls glotzen, wegen meiner 90 Zentimeter Gesamtkörperlänge oder wegen der Maske – keine Ahnung. Ist mir auch egal. Ohne die Maske gehe ich nicht mehr vor die Tür. Am Anfang passte sie noch schön ins Bild: »Rollstuhl, das ist vielleicht irgendwie ansteckend, da muss man sowieso auf der Hut sein, und jetzt trägt die auch noch Maske.« Weiterlesen

Jungle World, #20, „Disko“

Ein Feriencamp als Utopie: Netflix-Doku „Sommer der Krüppelbewegung“

Liebe, Partys, Politik: In Camp Jened genossen Jugendliche mit Behinderung um 1970 dieselben Freiheiten wie ihre Altersgenossen. Von ihrem Kampf um Bürgerrechte in den USA erzählt die Netflix-Dokumentation „Sommer der Krüppelbewegung“. Das scheinbare Nischenthema Behinderung im Film rückt in den Mainstream: Keine Geringeren als Barack und Michelle Obama, der US-Präsident a.D. und die ehemalige First Lady haben die Dokumentation „Der Sommer der Krüppelbewegung“ (Originaltitel: „Crip Camp“) produziert, die jetzt auf Netflix zu sehen ist.
Gespräch mit Andreas Müller. Nachhören

Deutschlandfunkkultur, 23. April 2020

„Behinderte Menschen müssen mehr eingebunden werden!“ – Corona und der Alltag als Risikoperson.

Wer gehört eigentlich zur Risikogruppe von Covid-19 und welche Konsequenzen ergeben sich daraus – das bleibt aktuell dann doch manchmal etwas oberflächlich. Neben alten Menschen und Menschen mit chronischen Krankheiten, zählen auch manche behinderte Menschen dazu. Die Herausforderungen im Alltag durch Covid-19 sind sehr unterschiedlich und zum Teil ziemlich drastisch. Im öffentlichen Diskurs scheint die Perspektive behinderter Menschen im Vergleich zu anderen jedoch deutlich unterrepräsentiert, auch wenn viele von ihnen zur Risikogruppe von Covid 19 gehören.

Für Menschen mit Behinderungen kann das Corona-Virus lebensgefährlich sein. Rebecca Maskos schrieb bei Edition F darüber, wie sie als Risikoperson versucht mit dieser Angst und der derzeitigen Isolation umzugehen. Darüber sprach die freie Journalistin und Wissenschaftlerin mit Radio Corax.
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Radio Corax, 31. März 2020

„Guck mal, so eine kleine Frau!“ – warum ich Kindern nicht immer meine Behinderung erklären mag und wie Eltern damit umgehen können

„Guck mal, so eine kleine Frau!“, höre ich eine piepsige Stimme sagen und ich weiß: Wahrscheinlich kommt gleich ein Kind vorbei und stellt eine Menge Fragen. Das passiert mir mehrmals in der Woche. Mindestens genauso oft blicke ich in faszinierte Kinderaugen, die nicht aufhören können, mich anzustarren. Meine neunzig Zentimeter Körpergröße sind für Kinder ein Mysterium: Ein Mensch, so klein wie ich und doch erwachsen? Noch dazu hat diese kleine Frau dann auch noch einen Rollstuhl. Weiterlesen

Edition F, Kolumne „Reboot the System“

Schön weit weg vom Leben des Jens Spahn

Lieber Jens Spahn,
ein kleines Gedankenexperiment: Stell Dir mal vor, Du hast Hunger, aber darfst nur zu bestimmten Zeiten essen. Stell Dir vor, Du willst auf die Toilette, doch das ist nur drei Mal am Tag möglich. Stell Dir vor, Du willst duschen und Dich anziehen und brauchst dabei Hilfe – und Du darfst nicht selbst entscheiden, wer Dir dabei hilft. Stell Dir vor, Du willst Freund*innen treffen, und musst das Tage und Wochen vorher anmelden. Für Dich total irreal? Für viele behinderte Menschen leider normal. Denn einige leben in Heimen und Wohneinrichtungen, in denen ein selbstbestimmtes Leben nicht vorgesehen ist. Dort regieren Zeitpläne und Personalschlüssel. Oft auch bei sehr individuellen Bedürfnissen. Weiterlesen

Edition F, Kolumne „Reboot the System“

It’s Time to End Germany’s Culture of Benevolent Exclusion

A decade after pledging to protect the rights of disabled people, Germany still struggles to treat us equitably

I remember Mr. Wollny quite vividly — he was one of the first disabled people that I met. It was the first day of elementary school, a hot August morning in northern Germany, 1981. Mr. Wollny was the school’s director, and I was scared of this uncanny old man; I remember staring at his arm stump peeking out of his short-sleeved shirt. Just like the other kids were staring at me: too small for a six-year-old, with legs too fragile to stand on or even walk, I was carried in my mother’s arms.

Before entering elementary school, the term “disability” had no relevance to me. Weiterlesen

How We Get to Next, April 30 2019

Inklusion? Schön wär’s!

Erstmals dürfen dauerhaft Betreute in Bremen an einer Wahl teilnehmen. Das wurde auch Zeit – findet Rebecca Maskos.

Selbst mir – mit abgeschlossenem Studium und Berufsausbildung – passiert es immer wieder: „Wo ist denn Ihr Betreuer?“, wird gefragt. Oder die Person, mit der ich unterwegs bin, wird im Laden über meinen Kopf hinweg angesprochen: „Was möchte sie denn?“. Mein Rollstuhl ist offenbar Grund genug, mir Entscheidungsfähigkeit und Kompetenz abzusprechen. Immerhin: An der Wahlurne darf ich frei entscheiden, welche Partei ich wählen will. Das Bundeswahlgesetz regelt, dass jeder ab 18 frei wählen darf. Wirklich jeder? Nicht ganz.   Weiterlesen

Beitrag im Hörfunk von Radio Bremen 2, 15. April 2019

Vom Krüppel-Tribunal 1981 bis heute – ein kontinuierlicher Kampf um Gleichstellung

Das Jahr 1981 wurde zu einem entscheidenden Jahr für die Behindertenrechtsbewegung, an dessen Ende das sogenannte Krüppeltribunal in Dortmund stand, das am 13.Dezember 1981 abgehalten wurde. Was für Prozesse dieses Protestjahr gesellschaftlich und institutionell anstieß, und was ein Blick zurück für die heutige Behindertenbewegung bedeuten kann, das haben wir mit Sigrid Arnade vom Selbstbestimmt Leben e.V. und mit der Aktivistin Rebecca Maskos besprochen. Reinhören

Radio Corax, 12. Dezember 2018

Inklusion für alle statt neoliberalem Leistungsdenken – Redebeitrag auf der „Behindert & verrückt feiern Pride Parade Berlin“, 2017

Liebes Bündnis der Pride-Parade, liebe Zuhörer*innen, liebe Freaks, liebe Krüppel und Normalgestörte,

wir sollen uns integrieren – das wurde uns bis vor etwa zehn Jahren gesagt, und das wird auch heute noch Migrant*innen und Geflüchteten gesagt: Anpassen an die Gesellschaft, ihren Erwartungen gerecht werden, das war und ist mit dem Wort Integration gemeint. Integration hat jedoch eine kleine Schwester bekommen – die Inklusion. Inklusion sei ganz anders als Integration, sagen viele. Da müssten sich nicht die Einzelnen ändern und sich anpassen, sondern umkehrt – die inklusive Gesellschaft passt sich an die Einzelnen an. Die Gesellschaft baut sich so um, dass alle mitmachen können, egal welche Behinderung, welches Geschlecht, welche Herkunft eine Person hat und egal, wen sie liebt. Von diesem Umbau der Gesellschaft haben die meisten von uns wahrscheinlich bisher wenig gemerkt. Noch immer feiern Rassismus und Sexismus eine Party in den Köpfen vieler Menschen. Noch immer gibt es Zwangsbehandlungen, Isolationshaft, entwürdigende Praktiken in Heimen und Psychiatrien. Noch immer arbeitet die überwältigende Mehrheit aller Menschen mit Lernschwierigkeiten für ein Taschengeld in aussondernden Werkstätten. Noch immer müssen Menschen, die viel Assistenz brauchen, darum kämpfen, nicht in Heime abgeschoben zu werden – und das wird nun noch leichter möglich sein, seitdem es das Bundesteilhabegesetz gibt. Weiterlesen

Rede auf der 4. „Behindert und verrückt feiern Pride Parade Berlin“, 15.7.2017